unanimous consent

Schleife

Titel
Schleife
Datum
31. Januar 2022 - 13. März 2022

Eröffnung: 30. Januar 2022, 16-20Uhr

Beschreibung

Auch der Sommer verschwand,
Als hätt’s ihn nie gegeben.
Sonne wärmt noch den Sand.
Aber das ist zuwenig.

1×tgl. 10 mg, evtl. auf 1×tgl. max. 20 mg erhöhen.

Mit den Menschen, den Fratzen, kann ich ja meistens umgehen. Im schlimmsten Fall stecke ich die Kopfhörer in die Ohren und sehe auf mein Handy. Manchmal dringt die Welt aber trotzdem durch. Dann gerate ich in Panik. Sitze ich in einem öffentlichen Verkehrsmittel, steige ich dann aus. Bin ich an einem Ort mit vielen Menschen um mich herum, gehe ich nach draussen oder nach Hause.

Was ich wollte, gelang,
Leicht, wie Blätter sich legen
Fünfgezackt in die Hand.
Aber das ist zuwenig.

Es gibt verschiedene Dinge, die das Unwohlsein lindern können. Manchmal versteige ich mich in Tagträume. Ich konstruiere Welten, die so nicht sind. Ich weiss nicht, ob ich diese Welten mag. Verbringe ich aber Zeit damit sie zu erforschen, wissend, dass ich sie wie luzide Träume steuern kann, dann gibt mir diese Kontrolle Ruhe. Gefährlich wird es erst, wenn ich meiner eigenen, physischen Präsenz wieder bewusst werde. Wenn die Hände, die diese Welten modellieren, nicht mehr diejenigen eines Avatars sind, sondern meine eigenen. Dann werde ich meiner eigenen Limitierungen wieder bewusst und die Welten stürzen ein.

1×tgl. 10 mg, evtl. nach 4 Wo. auf 1×tgl. max. 20 mg erhöhen.

Guts, Böses verschwand,
Nichts geschah mir vergebens,
Alles hat hell gebrannt.
Aber das ist zuwenig.

1×tgl. 5 mg während 1 Woche, dann 1×tgl. 10 mg, dann evtl. auf 1×tgl. max. 20 mg erhöhen.

Wenn ich arbeite, können die Strukturen und Regelmässigkeiten angenehm sein. Wenn ich mich richtig reinsteigere und jeden Tag zur gleichen Zeit zur Arbeit gehe, dann geht es auch ganz gut. Am besten ist es, wenn die Abläufe immer gleich sind. Mein Sozialleben wird dadurch zwar eingeschränkt, aber eine Weile geht das gut. Ich erwische mich aber immer wieder dabei, wie ich über parallele Existenzen nachdenke. Ich weiss nicht, was andere Leute tun und wünschte mir, ich wäre von anderen Menschen nicht so weit weg.

Seine schützende Hand
Über mich hielt das Leben,
Hab das Glück gut gekannt.
Aber das ist zuwenig.

Jeden Morgen friemle ich ein winziges, rundes, weisses Ding aus einer Verpackung aus Plastik und Aluminium. Ich habe die Tablette auch schon zerbissen. Sie ist ein bisschen bitter, schmeckt aber nach fast nichts. Ich kann die Wirkung ehrlich gesagt nicht genau beschreiben. Ich weiss nur, dass wenn ich die Tablette einige Tage nicht nehme, ich dann Schwindel bekomme und es mir auch sonst nicht so gut geht. Als ich die Tablette das erste Mal nahm – keine Ahnung ob es der Placeboeffekt war oder nicht – sah die Landschaft bemerkenswert schön aus. Ich musste sie nicht kontrollieren können um sie zu geniessen. Jeden Morgen stehe ich also auf, nehme eine Tablette und beginne meinen Tag.

Initial 1×tgl. 5 mg, dann evtl. auf 1×tgl. 10 mg erhöhen.

Und kein Blatt ist verbrannt,
Und kein Ast brach,
und Regen Hat der Tag mir gesandt.
Aber das ist zuwenig

text: unanimous consent
text: auszug aus compendium
text: Arseni Tarkowski, zu wenig, 1974

Partizipierende
  • Kurator:in:
  • unanimous consent
  • Künstler:in:
  • Kevin Aeschbacher
Adresse
Elias-Canetti-Strasse 7, 8050 Zürich, Schweiz
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